Ein Jahrestag der besonderen Art
Der eine oder andere wird sich fragen, ob man nach einem schweren Unfall einen zweiten Tag im Jahr als Geburtstag feiern soll, da man ja sozusagen dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Selbstverständlich habe auch ich mir diese Gedanken gemacht, aber beim 15. September 2016 tue ich mir da echt sehr schwer, denn zu einschneidend sind die Überbleibsel des Unfalls, die mich bis heute noch beschäftigen. Wie sollte ich einen Tag feiern, an dem im Prinzip im ersten Moment mein Leben zerstört wurde?
Da fällt mir doch ein viel besseres Datum ein: der 28. November 2016! Aber warum gerade dieser Tag? Das möchte ich in meinem heutigen Blogeintrag erzählen:
Am Sonntag, den 27. November 2016 setzte sich in meinem Körper irgendetwas in Gang. Mir ging es an diesem Tag hundeelend – ich hatte Schweißausbrüche, mir wurde schwindelig, ich konnte mit mir selbst und meinen Mitmenschen nicht viel anfangen und dieses viel zitierte Kribbeln setzte ein. Das ging sogar so weit, dass ich meine Frau, meine Mutter und unsere beiden jüngsten Söhne am Sonntagnachmittag frühzeitig nach Hause schickte, obwohl mir das sehr weh und leid tat, aber ich konnte einfach nicht mehr. Um ca. 16:00 Uhr, zurück in meinem Krankenbett, machte ich wirklich das gesamte Krankenhauspersonal verrückt: die Pflegekräfte wussten nicht weiter und alle verfügbaren Wochenend-Notdienst-Ärzte wurden zusammengezogen. Blutdruck wurde gemessen, der Blutzucker ermittelt, die Sauerstoffsättigung im Blut festgestellt, der Urin überprüft, Blut abgenommen und zur sofortigen Überprüfung die Rufbereitschaft des Labors einbestellt, aber all diese Maßnahmen ergaben: nichts! Ich schien kerngesund zu sein, also soweit es mein Zustand zuließ… Meine körperlichen Qualen gingen so weit, dass ich mir um ca. 19:00 Uhr etwas „zum Beruhigen“ geben ließ und einschlief.
Am nächsten Morgen erwachte ich um 5:00 Uhr das erste Mal und konnte nicht mehr einschlafen. Als ich so da lag machte ich mir über den gestrigen Tag Gedanken und überlegte, was das gewesen sein sollte. So kam mir in den Sinn, dass dieser schreckliche Sonntag nicht vergebens gewesen sein kann und dachte so bei mir, dass da etwas passiert sein musste. Also versuchte ich einfach einmal unter der Decke meine Finger zu bewegen und ich hatte tatsächlich das Gefühl, da würde sich etwas bewegen. Leider konnte ich das im ersten Moment nicht nachkontrollieren, weil ich meinen Arm damals noch nicht unter der Decke hervorholen konnte und wartete ab, bis ich nach dem Frühstück wieder alleine war und meine Hand im Blickfeld hatte. Und siehe da: ich konnte tatsächlich den Zeigefinger der rechten Hand bewegen! Was für eine unglaubliche Geschichte! Nach zweieinhalb Monaten kam Bewegung ins Spiel und Sensibilität ebenfalls!
Naja, am 28. November wird jetzt zwar nicht groß gefeiert, jedoch ist es für mich ein Jahrestag der besonderen Art, weil eben ab diesem Tag tatsächlich Fortschritte festzustellen waren.